Von der Falun Gong-Arbeitsgruppe für Menschenrechte
(September 2008)
Inhaltsverzeichnis
Vorwort Teil 1
I. Einleitung Teil 1
II. Der Beginn der Verfolgung von Falun Gong Teil 2 - 3
III. Was ist Falun Gong? Teil 4 - 6
IV. Der Charakter der Heilsgemeinschaft? Teil 7 - 8
V. Ursachen Teil 9
VI. Gründe für die Verfolgung Teil 10
VII. Fazit Teil 11
Schlusswort Teil 11
Anmerkungen Teil 11
Glossar Teil 11
Nichts wird versprochen
Falun Gong zielt auf die Vollendung, nicht auf „die Wiederherstellung lange unterdrückter Glaubenspraktiken und Bräuche sowie individueller und damit gesellschaftlicher Harmonie“ ab. Man strebt nicht nach einem paradiesischen Glückszustand auf Erden, nach Befreiung von den Leiden des menschlichen Lebens, nach Erwerb übernatürlicher Kräfte, menschlichem Glück und harmonischem Leben. Nach unserem Verständnis kann man nur durch die Erhöhung der Xinxing, das Ertragen von Leiden und die Beseitigung von Karma zur Vollendung kommen. Das wirkliche Glück befindet sich nicht in der Menschenwelt, sondern nach der Vollendung im Himmelreich. Nur durch harte Kultivierung kann man dies erreichen. Bei Falun Gong werde den Falun Gong-Praktizierenden „ein irdisches Paradies“ versprochen, so Heberer. Zuerst fragen wir Heberer, ob ein irdisches Paradies überhaupt möglich ist? Ist das nicht eine Utopie? Der Kommunismus verspricht ein irdisches Paradies, nicht Falun Gong.
Das Entwickeln von übernatürlichen Kräften und Fähigkeiten wird bei Falun Gong nicht angestrebt. Hat Heberer irgendeine Stelle in der Lehre von Falun Gong gefunden, wo Herr Li seine Schüler dazu anhält, nach übernatürlichen Kräften zu streben? Was hat Herr Li eigentlich in „Zhuan Falun“ geschrieben?
„Alle, die nach Kultivierungsfähigkeiten trachten: Willst du sie nicht etwa unter den gewöhnlichen Menschen einsetzen und damit prahlen? Wozu sonst brauchst du sie? Sie lassen sich weder sehen noch berühren; als Dekorationsstück suchst du doch auch etwas Schönes! In deinem Unterbewusstsein hast du garantiert die Absicht, sie anzuwenden. Sie dürfen nicht wie die Fertigkeiten der gewöhnlichen Menschen erstrebt werden, sie sind etwas völlig Außergewöhnliches, und es ist nicht erlaubt, dass du damit unter den gewöhnlichen Menschen prahlst. Geltungssucht an sich ist schon ein sehr starker Eigensinn, ein sehr schlechtes Herz, das ein Kultivierender loswerden soll.“ 69
Zuerst möchten wir die beiden Ausdrücke erklären. Mit den übernatürlichen Kräften und Fähigkeiten sind eigentlich Kultivierungskraft und Kultivierungsfähigkeit gemeint.
„Die Kultivierungsenergie, die wir mit unser Xinxing herauskultiviert haben, ist durch die Angleichung an die kosmischen Eigenschaften entstanden und aus der eigenen De entwickelt. [...] Die von mir eben erklärte Kultivierungsenergie, die die Ebene erhöht, wird Kultivierungskraft genannt. Je höher die Ebene ist, umso größer ist die Kultivierungskraft und umso stärker sind die Kultivierungsfähigkeiten.“ 70
Wir sehen, die Kultivierungskraft und Kultivierungsfähigkeit stehen in Verbindung mit der Xinxing und der Angleichung an Prinzipien von „Wahrhaftigkeit, Barmherzigkeit und Nachsicht“. Die Schüler können sie nicht einfach von ihrem Lehrer bekommen.
Ferner meint Heberer, dass bei Falun Gong eine „Unverletzlichkeit“ und „Unsterblichkeit“ versprochen werde. Er gab keine Quelle an, woraus er dies schlussfolgert. Herr Li erklärt es so:
„Bei einem Kultivierungsweg, bei dem der Körper wirklich kultiviert wird, werden die gesammelten hochenergetischen Substanzen ständig in den Zellen des menschlichen Körpers gespeichert. Wenn ihre Dichte ständig erhöht wird, können sie die Zellen des gewöhnlichen Menschen allmählich hemmen und nach und nach ersetzen. Dann wird eine qualitative Veränderung eintreten und dieser Mensch wird für immer jung bleiben. Natürlich ist der Kultivierungsvorgang ein sehr langsamer Vorgang und es muss ziemlich viel hergegeben werden. Sehnen und Knochen strapazieren und das Herz leiden lassen, es ist gar nicht einfach.“ 71
Keinesfalls verspricht Herr Li seinen Schülern Unverletzlichkeit und Untersterblichkeit. Heberer macht das Thema Unsterblichkeit zu einem Schwerpunkt bei Falun Gong, aber nach unserer Meinung hat Herr Li Unsterblichkeit als ein Phänomen während des Kultivierungsprozesses erwähnt, niemals wird es als ein Ziel von Falun Gong erklärt. Auch wenn die Daoisten in alter Zeit nach Mitteln zur Lebensverlängerung suchten, heißt das aber nicht, dass dies bei Falun Gong ebenso ist. Herr Li bezeichnet nirgendwo „die Umwandlung von Körper und Geist“ als Kultivierung, wie Heberer es meint. Herr Li spricht von der Umwandlung des Karmas (Umwandlung von schwarzen und weißen Substanzen), Umwandlung des Körpers (Umwandlung vom eigenen Körper und Buddha-Körper) und Umwandlung der Kultivierungsenergie.
Sehr oft stellt Heberer die Unsterblichkeit als ein Ziel für Qigong und Falun Gong dar. Wir haben bereits mehrfach erwähnt, dass die Kultivierung dem Erreichen der Vollendung und nicht dem der Unsterblichkeit dient. Hier möchten wir von den Kultivierungswegen her erklären, wie die Unsterblichkeit bei buddhistischen und daoistischen Schulen gesehen wird.
Es gibt nur zwei Kultivierungssysteme auf der Welt, nämlich das buddhistische System und das daoistische System. Im daoistischen System kultviert man hauptsächlich den Körper, dazu werden spezielle Techniken gelehrt. Wenn einer sich erfolgreich kultiviert, ist sein Körper unsterblich. Im buddhistischen System redet man aber nicht davon, es wird die Xinxing kultiviert. Shakyamuni spricht vom Nirwana.
„Nirwana bedeutet, ein Mönch ist gestorben, er hat seinen fleischlichen Körper abgeschüttelt und sein Urgeist ist mit der Kultivierungsenergie in das Himmelreich gestiegen.“ 72
Wenn ein Buddhist zur Vollendung kommt, geht sein Yuanshen (Urgeist) der Vollendung entgegen, er hat keinen fleischlichen Körper mehr, deswegen spricht man nicht von dem unsterblichen Körper. Aber bei den tiefgreifenden großen buddhistischen Schulen sowie Falun Gong, werden Xinxing und Körper kultiviert, d.h., der Benti (der eigene Körper) und das Yuanyin (Urkind) werden kultiviert. Die Zellen der Körper werden dabei durch hochenergetische Substanzen ersetzt und der Körper kann ewig jung bleiben. Also, wenn Heberer die Unsterblichkeit als Ziel bei allen Kultivierungsschulen sieht, ist das schon falsch. Wenn er noch von Tod und ewigem Leben als philosophischen Themen spricht, ist dies weit entfernt von der wahren Bedeutung der Kultivierung. Die Kultivierung ist keine Philosophie.
Unaufrichtiger Vergleich
Was Herr Li seine Schüler lehrt, ist die Kultivierung. Die Kultivierung ist äußerst mystisch und kompliziert. Sie beinhaltet vieles, wie tugendhaftes Verhalten, Karma beseitigen, Leiden ertragen, Xinxing erhöhen, körperliche Übungen praktizieren usw. Das heißt, dass die Kultivierung nicht nur „über Verdienste im Sinne tugendhaften Verhaltens“ erreicht werden kann.
Was Wang Yangming als Neokonfuzianer im Jahr 1508 beschrieb, ist nur eine bestimmte Haltung von erlesenen Menschen, die eine gewisse Ebene und Fähigkeiten besaßen. Heberer meint jedoch, dass dies den Argumenten von Herrn Li nahe komme. Tatsächlich ist der Unterschied zwischen beiden sehr groß.
Heberer versucht darüber hinaus, Falun Gong der japanischen Aum-Sekte gleichzustellen. Er meint, dass beide eine ähnliche Ideologie besäßen: „Befreiung von Karma durch magisch-rituelle Praktiken, Umwandlung von Geist und Körper, die Entwicklung physischer und psychischer Kräfte, verbunden mit buddhistischen Praktiken.“ Bei Falun Gong findet man keinesfalls magisch-rituelle Praktiken. In der Lehre von Herrn Li steht nirgendwo etwas über die „Umwandlung von Geist und Körper“ und über „die Entwicklung physischer und psychischer Kräfte“. Außerdem handeln die Falun Gong-Praktizierenden nach den Prinzipien „Wahrhaftigkeit, Barmherzigkeit und Nachsicht“, wie können sie Übles sowie einen Giftgasanschlag verüben? Heberer schreibt am Anfang seines Artikels „Falun Gong nicht als Sekte klassifizieren“, versucht aber mehrfach, Falun Gong mit Sekten gleichzustellen. Weil gerade die Aum-Sekte bei den Menschen eine sehr negative Assoziation weckt, rückt Heberer damit in der Tat Falun Gong in ein sehr negatives Licht.
Heberer versucht noch, Falun Gong mit Bauernrevolution, rebellischer, volksreligiöser Bewegung in der chinesischen Geschichte zu vergleichen und meint, dass solche Bewegungen im Zusammenhang mit Naturkatastrophen sowie Dürren und Überschwemmungen entstanden seien. Die Erscheinung von Falun Gong steht aber in keinerlei Zusammenhang mit Naturkatastrophen und gehört auch nicht zu den sogenannten Bewegungen, die für eigene Interessen und für das Erlangen der Macht mit der damaligen Herrschaft kämpften. Was Falun Gong angeht, ist es eine reine Kultivierung, die nichts mit Streben nach Macht und sozialen Zielen zu tun hat. Nur weil Falun Gong verfolgt wird, setzten sich die Praktizierenden für die Freilassung der inhaftierten Praktizierenden und für die Beendigung der Verfolgung ein, das hat keinesfalls mit Machtkampf und politischen Zielen zu tun.
Wenn die bäuerliche Bewegung, wie die Taiping-Bewegung im 19. Jahrhundert, in China zur Erreichung des eigenen ideologischen Glückzustandes und zum Sturz des Kaiserreichs diente, was hat das mit Falun Gong zu tun? Es ist falsch und irreführend, Falun Gong mit einer solchen Bewegung gleichzustellen. Beim Konflikt zwischen Taiping Tianguo (Taiping-Himmelreich) und der mandschurischen Qing-Dynastie starben 30 Millionen Menschen in einem blutigen Bürgerkrieg. Wie kann man dies mit Falun Gong, einer friedlichen Kultivierungsschule, bei der jegliche Form von Gewalt untersagt ist, in Verbindung bringen?
Heberer denkt, dass bei Falun Gong eine große Gemeinschaft geschaffen werde, in der die Vorstellung von Gemeineigentum, Gleichheit usw. erzielt wird. Diese Vorstellung ist mit Falun Gong absolut unvereinbar und stellt abermals kommunistisches Gedankengut dar. Was ist Herrn Lis Erklärung zur Gleichmacherei?
„Diese Gedanken [Gleichmacherei] scheinen richtig zu sein, alle seien doch gleich. Aber wie können denn in Wirklichkeit alle gleich sein? Jeder macht eine andere Arbeit, und auch nicht jeder erfüllt in gleichem Maße seine Pflichten. In diesem unserem Kosmos gibt es einen Grundsatz: Ohne Verlust kein Gewinn; wer etwas gewinnt, muss etwas verlieren. Unter den gewöhnlichen Menschen heißt es: Wer nicht arbeitet, bekommt nichts; wer mehr arbeitet, bekommt mehr; wer weniger arbeitet, bekommt weniger; wenn einer mehr hergibt, soll er auch mehr bekommen. Bei der früheren absoluten Gleichmacherei wurde gesagt, alle seien ganz gleich geboren, und das nach der Geburt Erworbene habe die Menschen verändert. Ich sage, das ist zu absolut; wenn etwas zu absolut ist, dann stimmt es nicht mehr. Warum gibt es nach der Geburt Männer und Frauen? Warum haben die Menschen verschiedenes Aussehen? Manche sind von Geburt an krank oder missgebildet, sie sind nicht gleich. Auf hohen Ebenen sehen wir, dass das Leben eines Menschen schon in anderen Räumen existiert. Können alle gleich sein? Alle wollen gleich behandelt werden, aber wie kann einer gleich behandelt werden, wenn er das in seinem Leben nicht hat? Sie sind nicht gleich.“ 73
Heberer meint, dass die Vorstellung über den Glückszustand ähnlich wie bei Kang Youwei sei, der durch die Reformbewegung Ende des 19. Jahrhunderts in China bekannt wurde. Heberer nahm Kangs Äußerung in dessen Buch „Datong Shu“ als Beweis: „Im Zeitalter der Gemeinsamkeit wird man sich überall dem Studium der geistigen Grundlagen des Taoismus und Buddhismus widmen, man wird der Unsterblichkeit zustreben“. Heberer sagt: „Solche Vorstellungen finden sich selbst in den Vorstellungen Maos, ...“.
Mao glaubte nicht an Gottheiten, in den von ihm geführten Bewegungen wurde der Glaube an Buddhismus und Daoismus in China unterdrückt. Die gläubigen Menschen wurden verfolgt, die Mönche und Nonnen wurden gezwungen, zu heiraten. Das traditionelle Gedankengut Chinas wurde durch die kommunistische Partei-Kultur zerstört. Seine Glücksvorstellung war Kampf, Mord und Gewalt.
Beim „Großen Sprung nach vorn“ verhungerten 40 Millionen Menschen und in der Kulturrevolution starben über sieben Millionen Menschen durch den Klassenkampf. Die Kulturrevolution sollte dazu dienen, die traditionelle Kultur Chinas durch die kommunistische Partei-Kultur zu ersetzen und neue „Menschen“ durch Gehirnwäsche zu erschaffen. Wo ist der Glückszustand für die Menschen? Sie verloren ihre menschliche Natur durch die Anerziehung der KP-Kultur. Wie kann man Maos Vorstellung mit dem Kultivierungsweg von Falun Gong vergleichen? Sein Paradies auf Erden ist eigentlich die Hölle.
Hier muss eine Frage gestellt werden. Will Heberer die Theorie der KPCh, die das unnatürliche Sterben von 80 Millionen während ihrer 58-jährigen Herrschaft verursachte, verteidigen? Warum versucht er mehrfach Verbindungen zwischen der KPCh und Falun Gong zu ziehen? Keinesfalls kann Heberer die KPCh mit Falun Gong gleichstellen. Gerade ihre Theorie steht in direktem Gegensatz zu Falun Gong, deswegen will die KPCh Falun Gong unbedingt verfolgen.
Falun Gong trat oder tritt auf, nicht weil „die traditionellen Normen und Beziehungen sich aufzulösen drohten“, sondern weil die Menschen immer weiter von göttlichen Normen abgewichen sind. Ein utopisches Paradies wurde bei Falun Gong nie vorgestellt. Das Ziel von Falun Gong liegt überhaupt nicht darin, „Gleichheit“, „Gemeineigentum“ und „egalitäre Neuverteilung des Bodens“ usw. zu schaffen. Heberer sagt aber, „Diese Tradition setzte sich auch nach Gründung der Volksrepublik fort“. Er will damit wieder sagen, was von Falun Gong angestrebt wird, sei bei der Kommunistischen Partei zu finden. Er versucht, die KPCh zu verteidigen.
Aber ein wesentlicher Punkt ist nicht zu ignorieren, bei Falun Gong glaubt man an Gottheiten, bei der KPCh nicht, sie ist gegen Gottheiten. Wir sehen, die Gedanken von Heberer sind absurd. Einerseits vergleicht er Falun Gong mit der Aum-Sekte, um Falun Gong schlecht zu machen, andererseits will er Falun Gong mit der KPCh gleichstellen, um die KPCh zu verteidigen. Diese beiden Vergleiche sind jedoch völlig absurd.
Fortsetzung Teil 9:
https://www.ganjingworld.com/s/3BNe1Gr2xY