Von der Falun Gong-Arbeitsgruppe für Menschenrechte
(September 2008)

Inhaltsverzeichnis                                                                 

Vorwort                                                           Teil 1

I. Einleitung                                                       Teil 1

II. Der Beginn der Verfolgung von Falun Gong           Teil 2 - 3

III. Was ist Falun Gong?                                                Teil 4 - 6

IV. Der Charakter der Heilsgemeinschaft?                  Teil 7 - 8

V. Ursachen                                                                 Teil 9

VI. Gründe für die Verfolgung                                      Teil 10

VII. Fazit                                                                         Teil 11

Schlusswort                                                                   Teil 11

Anmerkungen                                                                Teil 11

Glossar                                                                           Teil 11

 

V. Ursachen

Heberer sieht, dass die Ursache für das rasche Aufblühen von Falun Gong auf Modernisierungsprozesse zurückzuführen sei. Der sich seit den 80er Jahren in China vollziehende Modernisierungsprozess führe zur Auflösung der traditionellen Gemeinschaften, sozialer Frustration und Unsicherheit usw. und förderte so das Entstehen einer gemeinsamen Bewegung. Qigong werde als Gemeinschaft und als Hoffnung und kollektive Idee, als gemeinschaftliche Erwartung und allgemeine Utopie begriffen. 

Wir sehen zuerst, wie Qigong in den 80er Jahren in China popularisiert worden war. Eigentlich hat es nichts mit dem Modernisierungsprozess zu tun. Qigong hat in China eine lange Geschichte, I-Ching, Zhouyi, Huangdi Neijing, Taiji-Quan und verschiedene buddhistische und daoistische Kultivierungswege sind von der vorgeschichtlichen Zivilisation hinterlassen worden. Aber diese wurden in der Neuzeit durch die aus dem Westen gebrachte experimentelle Wissenschaft geschwächt. Vor allem in China wurden Kultivierungswege unter dem kommunistischen Regime unterdrückt, vor allem während der Kulturrevolution wurden sie systematisch zerstört. 

Allerdings konnte die alte Kultur Chinas in den Herzen der Menschen nicht völlig beseitigt werden. Ende der 70er Jahre, nach der Kulturrevolution, erschien in China das Phänomen der übernatürlichen Fähigkeiten. Am 11. März 1979 wurde ein Artikel in der Sichuan Tageszeitung veröffentlicht; es handelte sich um ein Kind, das mit seinen Ohren die Schriftzeichen lesen konnte. Nach einem Monat wurde über weitere Kinder, die übernatürliche Fähigkeiten besitzen, in mehreren Zeitungen, sowie der Pekinger Naturwissenschaft und Technik berichtet. Die Menschen interessierten sich sehr dafür.

Sofort griff Renmin Bao (staatliche Zeitung) dieses Phänomen auf, weil es gegen die Wissenschaft gerichtet und Aberglaube sei und der materialistischen Weltanschauung des Marxismus-Leninismus nicht angepasst sei. Hingegen unterstützten einige Wissenschaftler Qigong und übernatürliche Fähigkeiten. Sie fingen an, mit wissenschaftlichen Methoden die Phänomene zu untersuchen und führten Experimente mit den besonderen Kindern durch. Der damalige Staatsführer Hu Yaobang schickte Experten, um Gutachten zu erstellen. Alle Experten bestätigten die übernatürlichen Fähigkeiten. Am 20. April 1982 wurde eine bekannte „Drei-Nein-Mitteilung“ von der Regierungspropaganda-Abteilung unter Anweisung von Hu Yaobang verbreitet, nämlich die Haltung gegenüber Qigong und den übernatürlichen Fähigkeiten - „nicht propagieren, nicht diskutieren, nicht kritisieren.“

Unter diesem Umstand war Qigong Anfang der 80er Jahre in China schnell populär; vor allem hatte es den Menschen erstaunliche Heilungswirkungen aufgezeigt. Immer mehr Qigong-Meister traten auf, immer mehr Menschen befanden sich im Qigong-Fieber. Allerdings verdienten manche sogenannte Qigong-Meister dadurch viel Geld, manche betrieben Lug und Trug, manche strebten nach übernatürlichen Fähigkeiten. Aber niemand wusste genau, warum Qigong Krankheiten heilen kann und wie man sich kultivieren soll.

Gerade als die Meinungen bezüglich Qigong auseinander gingen, tauchte im Jahr 1992 Falun Gong auf. Die Menschen erkannten sofort seine Besonderheiten.     

Es interessiert uns, warum gerade Falun Gong aufblühte, während sich in China viele Qigong-Arten aus verschiedenen Schulen unter der gleichen sozialen Umgebung weniger verbreiteten. Die Erklärung von Heberer kann diese Entwicklung nicht beantworten. Er meint, dass das Qigong-Fieber, die fünf einfachen Übungen von Falun Gong, zusammen mit dem Versprechen hoher Wirkungskraft, die entscheidenden Faktoren für diesen Erfolg seien.

Die tatsächlichen Gründe dafür sind wie folgt: Herr Li erklärt die kosmischen Prinzipien, lehrt die Menschen, gute Menschen zu werden, und ihr moralisches Niveau zu erhöhen. Viele Menschen lernten Qigong und blieben allerdings nur auf der niedrigen Ebene, weil sie nicht wussten, wie sie sich kultivieren sollten. Ihre Körper wurden durch Dinge aus verschiedenen Qigong-Schulen durcheinandergebracht. Herr Li brachte ihre Körper in Ordnung und erklärte ihnen das Geheimnis der Geheimnisse über die Kultivierung, so dass sie hohe Ebenen erreichen konnten. Die fünf Übungen sind einfach, aber tatsächlich wirksam, man lehrt sie kostenlos. Ebenso kostenlos kann man alle Materialien über Falun Gong im Internet bekommen. Aufgrund der außergewöhnlichen Vorteile, die man durch das Praktizieren von Falun Gong gewinnen kann, verbreitete sich Falun Gong rasant. Laut der chinesischen Medien gab es bis Ende 1999 hundert Millionen Menschen, die Falun Gong übten. In vielen chinesischen Medien wurde über die positive Wirkung von Falun Gong in der Gesellschaft berichtet.

Nach Meinung von Heberer suchen die Menschen nach der Gemeinschaftsidentität, um zusammen ihre gemeinsamen Gefühle zu verstärken, von daher rücke Falun Gong in die „Nähe der Religion und werde zu einer Art Ersatz- und Integrationsreligion“. So, wie wir oben erklärt haben, wenn die Menschen nur wegen der Gemeinschaft zu Qigong kommen, hätten sie doch zu jeder beliebigen Qigong-Schule gehen können. Warum haben jedoch ca. 100 Millionen Menschen alleine in China begonnen, Falun Gong zu praktizieren? Gerade Falun Gong unterscheidet sich von den anderen Qigong-Schulen. Den meisten Qigong-Praktizierenden geht es hauptsächlich um Krankheitsheilung und Gesundheitserhaltung oder sie wollen übernatürliche Fähigkeiten erlangen, aber bei Falun Gong geht es in erster Linie um die Kultivierung der Tugend. Außerdem hilft es, die wahre Bedeutung des Lebens zu erkennen und seinen körperlichen Zustand zu verbessern. Dies sind die Hauptursachen, die die Menschen zu Falun Gong führten. Daraus wird ersichtlich, dass man Falun Gong nicht aufgrund der Suche nach Gemeinschaftsidentität praktiziert. Von daher ist Falun Gong keine Ersatzreligion.

Heberer meint: „Die absolute Mehrheit der Anhänger war mit Sicherheit zunächst nur an Qigong-Praktiken interessiert und kam erst später mit Li Hongzhis weitergehenden Auffassungen in Berührung“. Eigentlich war es so, dass viele Menschen, die vorher noch nie Qigong praktizierten und keine Ahnung hatten, zu Falun Gong kamen. Auch wenn die Behauptung von Heberer richtig wäre, stellt sich die Frage, warum kamen so viele Qigong-Interessierte zu Falun Gong? Die Gründe wurden oben schon erklärt. 

Heberer sieht die Faktoren, die die Menschen zur neuen Religion in China führen: Enttäuschung über das Scheitern des „kommunistischen Projektes“, wachsende soziale Probleme, wachsende Unsicherheit durch Arbeitslosigkeit und Korruption, Entstehung eines wertmäßigen Vakuums, Bedürfnis nach der Suche einer neuen spirituellen Sinngebung usw. Er sieht nur die realen Phänomene in China, weiß aber nicht die Ursache. Eigentlich ist der Glaube an Gottheiten  Tradition in China, dies ging aber durch die Gehirnwäsche der KPCh verloren. Die Menschen erleben das Bittere des kommunistischen Regimes und glauben ihm nicht mehr. Der den Menschen durch die KPCh eingeprägte Atheismus und das Versprechen eines utopischen Paradieses auf Erden hat sie in das geistige Vakuum gebracht. Viel traditionelles Wissen und elementare traditionelle Werte und Normen sind dabei verlorengegangen. Die Menschen erkennen durch Falun Gong all das, was für ihr Leben am wichtigsten ist.

Falun Gong gehört zur 5.000-jährigen chinesischen Kultur, die daoistische und buddhistische Elemente enthält. Die kommunistische Partei zerstörte die traditionelle Kultur und den spirituellen Glauben und zwang stattdessen den Menschen die Partei-Kultur auf, die nicht nur den Glauben an Gottheiten ausschließt, sondern auch Kampf, Gewalt und Mord in den Mittelpunkt stellt. Sie prägt den Menschen kommunistische Gedanken ein, so dass das Volk leicht zu manipulieren und zu kontrollieren ist. Bei Falun Gong hingegen ist das Schönste und Kostbarste im Leben die Kultivierung des Herzens, um wahrhaftiger, barmherziger und nachsichtiger mit allen Lebewesen gemeinsam zu existieren.

Heberer fand noch weitere Gründe für die Popularität von Falun Gong.

(1) „Die politische und gesellschaftliche Liberalisierung hat einen Markt für religiöse und ideologische Unternehmer wie Li Hongzhi geschaffen“. Die kommunistische Partei kontrolliert alles; solange Qigong ihre Macht nicht gefährdet, können die Menschen sie für die Gesundheit üben. Aber so etwas wie Falun Gong, das die Menschen zum Guten führt, das ihnen Kraft, Orientierung und Stütze schenkt, kann die Partei überhaupt nicht dulden. Es ist nicht so, dass die kommunistische politische Situation Falun Gong eine Chance gab, sondern die wahre Natur des Menschen wurde durch Falun Gong geweckt und die Menschen begannen innerhalb der strengen politischen Kontrolle ihren Glauben wiederzufinden und nach ihm zu leben.

(2)  Man suche nach übernatürlichen Kräften, nach ewiger Jugend, Freiheit von Krankheit und Leid und nach der Unsterblichkeit usw. - so Heberer. Nach seiner Meinung verspricht Falun Gong all dies den Menschen, deshalb, so meint er, kommen die Menschen zu Falun Gong. Sowie wir im Teil IV erklärt haben, lehrt Herr Li die Menschen, nicht nach diesen Dingen zu streben, sondern ihre Moral und ihren geistigen Zustand zu erhöhen. Wenn die Menschen nur deswegen zu Falun Gong kommen, ist es sehr wahrscheinlich, dass sie Falun Gong bald wieder verlassen, wenn sie an diesen Dingen weiter festhalten und keine Fortschritte in der Kultivierung machen.  Es ist wichtig diese Eigensinne abzulegen. 

(3)  Die Menschen suchen bei Qigong nach Wunderheilungen, „von denen kein einziger Fall wissenschaftlich belegt und dokumentiert wurde“, meint Heberer. Dass Qigong heilen kann, ist eine Tatsache, niemand kann dies ignorieren. Hierzu ein Beispiel: Im September 1998 organisierte die nationale Sport-Kommission ein Team von Ärzten und Medizin-Professoren verschiedener Fachgebiete. Anhand eines Fragebogens führten sie eine Umfrage über den körperlichen und geistigen Gesundheitszustand von 12.553 Falun Gong-Übenden der Provinz Guangdong durch. Der Gesundheitszustand der Übenden mit Krankheiten verbesserte sich dramatisch und die Heilungswirkungen waren hervorragend. In derselben Umfrage gaben 7.170 Praktizierende Auskunft über ihre jährlichen Einsparungen von medizinischen Behandlungskosten, deren Gesamtsumme sich auf 12.650.000 Yuan (1,3 Mio. €) belief. Pro Person bedeutete dies durchschnittlich über 1.700 Yuan (170 €) im Jahr. ⁷⁴

Heilung durch Qigong ist außergewöhnlich, entspricht außergewöhnlichen Grundsätzen. Um es zu verstehen, müssen zunächst die Anschauungen über das Heilen durch Qigong geändert werden:

„Fofa ist am tiefgehendsten und am gründlichsten. Er ist die mystischste und außergewöhnlichste Wissenschaft aller Lehren der Welt. Wenn dieses Gebiet erschlossen wird, müssen die Anschauungen der gewöhnlichen Menschen von Grund auf geändert werden.“ ⁷⁵

Heberer verlangt wissenschaftliche Belege und Dokumente, Fofa geht aber über die heutige Wissenschaft hinaus. Die heutige Wissenschaft kann jedoch vieles nicht erklären. 

Zum Schluss möchten wir uns zu Heberers Meinung äußern: „Der Marxismus-Leninismus erklärte den Verlauf der Geschichte und deren Endziel und schuf ein Weltbild, das religionsähnlichen Charakter besaß.“

Mao Tse-tung sagte: „Die Philosophie von Marx ist eine Philosophie des Kampfes“. Die Theorie von Lenin ist Revolution durch Gewalt. Die Kommunistische Partei ist überzeugt, dass der Klassenkampf die einzige treibende Kraft für die gesellschaftliche Entwicklung sei. Das Ideal der KP ist die soziale Gleichheit und die höchste Form der sozialen Gleichheit sei der Kommunismus. Diese Gewalt und Kampf sind wider die Menschlichkeit, gegen die Natur und die Gottheiten gerichtet und entsprechen nicht den traditionellen Normen. Das Weltbild der sozialen Gleichheit ist absurd und vollkommen unrealistisch. Der Urheber des Kommunismus, Karl Marx, glaubte: „Religion ist geistiges Opium für das Volk“. Er hatte Angst, dass die Menschen an die Religion und nicht an seinen Kommunismus glauben würden. Wenn Heberer meint, dass das Weltbild von Marxismus und Leninismus „religionsähnlichen Charakter“ besaß, sehen wir aber, dass dieser die Religion als die oberflächliche Hülle nutzte, um den wahren häretischen Charakter des Kommunismus zu verbergen. Seit jeher haben die orthodoxen Religionen die Menschen zum richtigen Weg geführt, sie vermitteln ihnen Moral und erretten ihre Seelen, so glauben die Menschen an Gott und an Gutherzigkeit. Was der Kommunismus die Menschen lehrt, ist Gewalt und Kampf um Eigeninteresse und Macht. Die Menschheit ist dadurch irregeführt worden. Also, das Weltbild des Kommunismus ist von seinem Wesen her im Vergleich mit den traditionellen religiösen Weltbildern genau gegensätzlich. Daher ist der Prozess des Kommunismus zu seinem utopischen Endziel ein Alptraum für die Menschheit. 


Fortsetzung Teil 10:
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