Von der Falun Gong-Arbeitsgruppe für Menschenrechte
(September 2008)
Inhaltsverzeichnis
Vorwort Teil 1
I. Einleitung Teil 1
II. Der Beginn der Verfolgung von Falun Gong Teil 2 - 3
III. Was ist Falun Gong? Teil 4 - 6
IV. Der Charakter der Heilsgemeinschaft? Teil 7 - 8
V. Ursachen Teil 9
VI. Gründe für die Verfolgung Teil 10
VII. Fazit Teil 11
Schlusswort Teil 11
Anmerkungen Teil 11
Glossar Teil 11
Die Forderung von Falun Gong
Heberer meint, dass Falun Gong „animistische Vorstellungen“ habe, als Beweis führt er Folgendes von Herrn Li an:
„Sobald du aus der Tür trittst, wirst du von Steinen, Mauern, Bäumen usw. begrüßt. In jedem Gegenstand existiert ein Lebewesen.“ 52
Wir schauen zuerst auf den Kontext und wie die vollständige Bedeutung der Ausführungen von Herrn Li ist.
„Die moderne Wissenschaft hat bereits erkannt, dass die Pflanzen nicht nur Leben, sondern auch Intelligenz, Gedanken und Gefühle besitzen. Die Pflanzen haben sogar übersinnliche Fähigkeiten. Wenn dein Himmelsauge auf der Stufe des Fa-Auges geöffnet wird, dann wirst du feststellen, dass die Welt ganz anders aussieht. Sobald du aus der Tür trittst, wirst du von Steinen, Mauern, Bäumen usw. begrüßt. In jedem Gegenstand existiert ein Lebewesen.“ 53
Wir sehen, nur wenn sich das himmlische Auge bei einem auf einer sehr hohen Stufe öffnet, kann er die oben genannten Phänomene erblicken. Nicht jeder Mensch auf irgendeiner Kultivierungsebene kann das sehen. Herr Li führt weiter zum Himmelsauge aus:
„Im buddhistischen System wird von den fünf Stufen gesprochen: fleischliches Auge, himmlisches Auge, Weisheitsauge, Fa-Auge und Buddha-Auge. Das sind die fünf großen Ebenen des Himmelsauges.“ 54
Also, nur wenn das Himmelsauge bei einem Praktizierenden auf der vierten Stufe geöffnet wird, kann man von Steinen usw. begrüßt werden. Heberer hätte diesen Kontext seinen Lesern gegenüber erwähnen sollen, dann wäre leicht ersichtlich, dass Falun Gong nichts mit animistischer Vorstellung zu tun hat.
Nach Heberers Meinung vermischt Falun Gong die animistischen Vorstellungen mit den traditionellen Moralvorstellungen, sowie der Forderung nach Abstinenz in Bezug auf Alkohol, außerehelichem Sex, Glücksspiel oder Warnungen vor Homosexualität oder dem amoralischen „Sex-Dämon“ in Form „eines hübschen Mannes oder einer hübschen Frau“. Wie verstehen wir die Forderungen bei Falun Gong?
(1) Der Prozess der Kultivierung bedeutet Eigensinne zu beseitigen. Herr Li erklärt seinen Schülern bezogen auf das Trinken von Alkohol:
„Beim Trinken wird man mit Sicherheit süchtig, denn es ist eine Begierde und reizt das Suchtzentrum, je mehr einer trinkt, desto süchtiger wird er. Überlegt mal: Sollen wir als Praktizierende diesen Eigensinn nicht beseitigen? Dieser Eigensinn muss auch beseitigt werden.“ 55
(2) Wie bei allen orthodoxen Kultivierungswegen ist bei Falun Gong außerehelicher Sex und Homosexualität untersagt, weil dies kein normales menschliches Verhalten darstellt. Über Homosexualität sagte Herr Li:
„[...], überlegt mal, die Menschen sind von Gottheiten geschaffen. Einem Mann wird eine Frau gegeben, das ist von den Gottheiten festgesetzt. Jetzt will ein Mensch einen anderen mit gleichem Geschlecht suchen und als seinen Partner haben, aus der Sicht der Gottheiten hat der Mensch das deshalb getan, weil er jetzt keine menschliche Anschauungen mehr hat.“ 56
(3) Als ein Kultivierender soll man nicht dem Glücksspiel frönen, weil der Grundsatz bei der Kultivierung lautet: Ohne Verlust kein Gewinn. Wenn ein Kultivierender Geld durch Spiel gewinnt, wird er De (Tugend) verlieren.
(4) Es gibt Störungen bei der Kultivierung, über die Herr Li seine Schüler aufklärt. Er erwähnt dabei u.a. den Sex-Dämon: „Es gibt noch eine Form dämonischer Störung, die jedem begegnen wird, in unserer Schule wird auch jeder darauf stoßen, auf den Erotik-Dämon ...“. „Also, was für ein Erotik-Dämon wird dir dann begegnen? Wenn dein Meditationsvermögen nicht ausreicht, wird er dir in deinen Träumen erscheinen. Während du schläfst oder im Lotussitz meditierst, wird er plötzlich auftauchen: Wenn du ein Mann bist, wird eine schöne Frau erscheinen; wenn du eine Frau bist, wird ein Mann erscheinen, den du im Herzen lieb hast, allerdings ist er splitternackt. Wenn dir ein Gedanke durch den Kopf geht, kann es dazu führen, dass du ejakulierst und dass es Realität wird.“ 57 Der Sex-Dämon hat mit der Kultivierung zu tun, er ist eine Form der Störung durch Dämonen bei den Praktizierenden. Herr Li erklärt dieses Phänomen seinen Schülern, nicht den sich Nichtkultivierenden, d.h., was bei den Kultivierenden erscheint, zählt nicht für die normalen Menschen.
Die folgende Folgerung von Heberer ist nicht richtig: „Derartige Moralvorstellungen sind auch als Ausdruck der Tatsache zu begreifen, dass die gegenwärtige Situation moralischer Orientierungslosigkeit zu einer Zuspitzung der Identitätskrise der Gesellschaft und der Suche nach einem neuen Wertekanon geführt hat.“ Derartige Moralvorstellungen wurden von Heberer mit Abstinenz in Bezug auf Alkohol, Glücksspiel, Homosexualität usw. verbunden. Diese sind aber keine Hauptursachen für die Situation moralischer Orientierungslosigkeit. Herr Li erklärt das kosmische Fa „Wahrhaftigkeit, Barmherzigkeit und Nachsicht“. Wenn die Menschen von diesem abweichen, ist es für die Gesellschaft sehr gefährlich. Er erklärt in seiner Schrift „Die Menschheit in der End-Jie-Zeit“ [Endphase] im „Zhuan Falun II“: „Die Moral der Menschheit rutscht stark ab, in der ganzen Welt ist es so. Die Anschauungen der Menschen sind sehr stark verändert. Heute ist das Schöne nicht einmal so gut wie das Hässliche, das Barmherzige ist nicht einmal so gut wie das Böse, das Ordentliche ist nicht einmal so gut wie das Schlampige.“ 58
Die Nachsicht von Falun Gong
Heberer nennt das Jingwen von Herrn Li „Über die Grenze der Nachsicht hinaus“ „eine Änderung des Vorgehens seiner Anhänger“. Wie wir im Teil II analysiert haben, hat Heberer dieses Jingwen falsch verstanden. Nachsicht zu üben ist bei den Praktizierenden nach wie vor unverändert.
Wir halten die Behauptung von Heberer für unbegründet. Er meint, Herr Li befahl die Änderung des Vorgehens bei seinen Schülern, „obwohl diese Botschaft später uminterpretiert wurde, um international keine Sympathieverluste zu erleiden“.Heberer gibt nicht an, wie Herr Li dies uminterpretiert hat und in welcher Schrift.
Weil man sich bei Falun Gong nach Wahrhaftigkeit, Barmherzigkeit und Nachsicht kultiviert, ist Nachsicht zu üben ein wichtiger Punkt für einen Kultivierenden. Herr Li erklärt in „Zhuan Falun“:
„Was ist nun das Herz der großen Nachsicht? Zuerst soll ein Praktizierender nicht zurückschlagen, wenn er geschlagen wird und nicht zurückschimpfen, wenn er beschimpft wird; er muss Nachsicht üben. Wie kannst du sonst als Praktizierender bezeichnet werden? [...] Ihr wisst, wenn einer die Ebene des Arhats erreicht hat, nimmt er sich nichts zu Herzen, egal was ihm begegnet, alles unter den gewöhnlichen Menschen nimmt er sich überhaupt nicht zu Herzen und bleibt immer fröhlich.“ 59
Aber das Fa hat die Würde, die Nachsicht ist nicht bedingungslos. „Wenn du einen Mord oder eine Brandstiftung siehst und nicht eingreifst, dann ist das ein Problem der Xinxing, wie könnte sich sonst ein guter Mensch zeigen?“ 60 Wenn die bösen Polizisten keine menschlichen Züge mehr haben und die Falun Gong-Praktizierenden beliebig verfolgen, verdienen sie keine Nachsicht. Dennoch ist sicherlich all das nicht mit Gewalt zu verwechseln. Das versteht man beim Jingwen „Über die Grenze der Nachsicht hinaus“. Heberer meint aber, Herr Li lehre seine Schüler, keine Nachsicht zu üben.
Wer dem Fa absichtlich schadet, keine menschliche Natur mehr hat und die guten Menschen verfolgt, die Wahrhaftigkeit, Barmherzigkeit und Nachsicht kultivieren, wird von Falun Gong-Praktizierenden als böses Wesen angesehen. Vor den hinter ihm stehenden üblen Faktoren weichen die Praktizierenden nicht aus, diese werden durch das Aussenden der aufrichtigen Gedanken beseitigt. Die Praktizierenden setzten sich in China großer Gefahr aus, um den Menschen die Wahrheit über die Verfolgung von Falun Gong zu erzählen. Obwohl sie geschlagen und beschimpft werden, schlagen und schimpfen sie nicht zurück. Das ist eben die Nachsicht der Praktizierenden.
Herr Li schrieb am 22. Oktober 2000 im Jingwen: „Dem Bösen die Luft wegnehmen“:
„Ich hoffe, dass die Schüler nicht auf deren böse Lügen hören und nicht an sie glauben. Ich sorge eben auch mit Absicht dafür, dass sie sich selbst bloßstellen, damit ihr sie klar erkennen könnt und damit diese unter den Schülern versteckten, bösartigen Geschwülste entfernt werden“ Er sagt auch „Die Umerziehungslager in China sind Unterschlupfe der bösen Mächte. Die Wärter dort sind zum größten Teil Reinkarnationen der kleinen Gespenster aus der Hölle.“ 61
Heberer interpretiert dieses Jingwen aber „Von daher erfordere das aktive Auftreten des ‚Bösen’ nunmehr aktive Maßnahmen zu seiner Bekämpfung“. Sowie in dem zweiten Teil seines Artikels will Heberer hier nochmals daran erinnern, dass die Neujahrsbotschaft von Herrn Li die Selbstverbrennung verursachte und dass auf die Nachsicht verzichtet werden könne. Wir wissen, dass die Selbstverbrennung eine Inszenierung durch die KPCh gegen Falun Gong darstellt; das Jingwen von Herrn Li „Über die Grenze der Nachsicht hinaus“ bedeutet nicht, die Nachsicht aufzuheben und Gewalt anzuwenden. Die Frage stellt sich wieder, worin die Ursache für die Verfolgung von Falun Gong durch die KPCh liegt. Was die Selbstverbrennung anbelangt, da zeigt sich deutlich die böse Natur der KPCh.
Folgerung über Falun Gong
Nach Heberers Folgerung sind besondere Fähigkeiten und Erkenntnisse der Praktizierenden zur „Begründung der Einzigartigkeit und der Separierung von anderen angeführt“. Das ist aber keine Tatsache bei Falun Gong.
Nach der Lehre von Herrn Li versuchen seine Schüler, überall gute Menschen zu sein. Bei Konflikten mit den anderen wird zuerst nach innen geschaut, was für eine Schuld man selbst am Entstehen dieses Konfliktes hat. Außerdem gilt es immer zuerst an den anderen zu denken und selbstlos zu sein. Nach seiner Forderung sollen sich seine Schüler so weit wie möglich der Gesellschaft entsprechend anpassen, d. h., nicht auf das gesellschaftliche Leben und Familienleben zu verzichten, jedoch dabei hohe moralische Werte an das eigene Handeln anzulegen, also sich zu kultivieren. Wo existiert die Gefahr, dass Praktizierende zur Einzigartigkeit und Separierung von anderen angeleitet werden?
An einer Stelle im Buch „Falun Gong“ erklärt Herr Li Gewinn und Verlust: „Wie verhältst du dich, wenn du mit einem heiklen Problem konfrontiert bist, wenn du in Verlegenheit gebracht wirst, wenn du dein Gesicht verlierst? Wenn du voller Gelassenheit mit der Angelegenheit umgehen kannst, dann ist deine Xinxing schon in dieser kritischen Situation gestiegen. [...] Wenn man in den Problemen verstrickt ist, kann man dies normalerweise nicht begreifen. Aber wir müssen es verstehen. Wir dürfen uns nicht mit den gewöhnlichen Menschen vermischen.“ 62 Heberer nimmt nur einen Satz von Herrn Li als einen kritischen Punkt: „Wir dürfen uns nicht mit den gewöhnlichen Menschen vermischen“. Hier hat Heberer wieder seine typische Methode verwendet, den Satz aus dem Kontext herauszureißen und den Sinn beliebig zu interpretieren. Es ist klar, dass Praktizierende höhere Anforderungen als normale Menschen haben, das heißt aber nicht, dass sie eigenartig sind. Ein Satz von Herrn Li wurde hier abermals gezielt von Heberer missbraucht, um Falun Gong als etwas Abnormes darzustellen.
Heberer meint weiter: „Auf diese Weise soll das Gruppenbewusstsein gestärkt, sollen Identität und Zusammenhalt der Mitglieder gefördert werden. Eine Unterscheidung in Wir-/Sie-Gruppen wird vorgenommen, verbunden mit einem sektiererischen Bewusstsein, das ein geschlossenes System von Auserwählten suggeriert.“
Tatsächlich jedoch öffnet Herr Li die Tür von Falun Gong ganz weit für alle Menschen. Die Praktizierenden kommen aus allen sozialen Schichten, jeder kann bei Falun Gong mitmachen, wenn er nicht mehr üben möchte, kann er zu jeder Zeit Falun Gong wieder verlassen. Die Schriften von Herrn Li und das Informationsmaterial über Falun Gong sind im Internet kostenfrei verfügbar. Die Praktizierenden sollen überall gute Menschen sein. Sie richten sich nach den Prinzipien „Wahrhaftigkeit, Barmherzigkeit und Nachsicht“. Wegen seiner Beliebtheit wird Falun Gong bereits in über 80 Ländern praktiziert. Begriffe wie Gruppenbewusstsein, sektiererisches Bewusstsein, geschlossenes System usw. treffen auf Falun Gong nicht zu.
„Die Anhängerstrukturen werden letztlich als hierarchisch begriffen“, so Heberer. Bei Falun Gong gibt es keine feste Form und keine Namenslisten, jeder, egal ob er früher oder später mit Falun Gong anfängt, ist Schüler von Herrn Li, niemand wird besonders behandelt, egal wie lange er bereits praktiziert. Das Fa ist für alle gleich. Jeder kultiviert sich auf seiner Ebene. Herr Li sieht auf das Herz der Menschen, niemals schaut und bewertet er sie nach ihrem gesellschaftlichen Stand oder menschlichen Fähigkeiten. Bei der Kultivierung von Falun Gong legt man Wert auf die Veredelung des Herzens. Es gibt bei Falun Gong keine Untergliederung nach Fähigkeiten. Was einer macht, liegt in seiner eigenen Entscheidung. Alles folgt dem natürlichen Lauf. Es gibt einen Lehrer und ansonst nur Lernende des Falun Gong.
Die Äußerung von Heberer „Mit zunehmenden Fähigkeiten wächst auch der Grad an vorgestellter Macht über Menschen und Umwelt“ ist bei Falun Gong nicht der Fall. Praktizierende streben nicht nach Fähigkeiten, sondern erhöhen ihre Xinxing. Die Kultivierungsebene wird nur durch die Xinxing, nicht durch Fähigkeiten bestimmt. Dies ist durch das Ziel von Falun Gong bedingt. Wenn einer nach Kultivierungsfähigkeiten strebt, ist er eigensinnig. Und genau dieser Eigensinn soll durch die Kultivierung beseitigt werden. Dem, was Heberer mit kollektiver Welterkenntnis und kollektiver Macht bei Falun Gong-Praktizierenden meint, stimmen wir nicht zu. Die Falun Gong-Praktizierenden erhöhen sich bei Falun Gong nur, weil sie sich nach den Prinzipien „Wahrhaftigkeit, Barmherzigkeit und Nachsicht“ richten, nicht aufgrund „kollektiver Welterkenntnis“ und „kollektiver Macht“.
Fortsetzung Teil 7:
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