6. März 2025
9 Min. Lesezeit
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Teil 7: Richtigstellung zu Thomas Heberers Artikel „Falun Gong - Religion, Sekte oder Kult“

Von der Falun Gong-Arbeitsgruppe für Menschenrechte
(September 2008)



Inhaltsverzeichnis                                                                

Vorwort                                                            Teil 1

I. Einleitung                                                       Teil 1

II. Der Beginn der Verfolgung von Falun Gong           Teil 2 - 3

III. Was ist Falun Gong?                                                Teil 4 - 6

IV. Der Charakter der Heilsgemeinschaft?         Teil 7 - 8

V. Ursachen                                                                   Teil 9

VI. Gründe für die Verfolgung                                      Teil 10

VII. Fazit                                                                         Teil 11

Schlusswort                                                                   Teil 11

Anmerkungen                                                                Teil 11

Glossar                                                                           Teil 11

 

IV. Der Charakter der Heilsgemeinschaft?

Hinter die obige Überschrift setzen wir ein Fragezeichen, weil wir die Auffassung von Heberer nicht teilen. Falun Gong ist keine Heilsgemeinschaft, sondern eine Schule zur Kultivierung.

Heberer kategorisiert Falun Gong als Heilsgemeinschaft, denn seiner Meinung nach spielt Falun Gong die Rolle einer Religion und hilft den Menschen dabei, zum Beispiel Frustration und Unzufriedenheit abzubauen, verspricht ihnen Unverletzlichkeit, Unsterblichkeit und ein irdisches Paradies usw.. Heberer stellt Falun Gong damit auf eine niedrige Ebene. Falun Gong kann die Menschen zu sehr hohen Ebenen anleiten. Wenn man sich erfolgreich kultiviert, kann man die wahren Grundsätze in verschiedenen Räumen des Kosmos und das wahre Antlitz des Kosmos erkennen und zu einem großen Erleuchteten werden. Von daher kann man Falun Gong nicht auf die niedrige Ebene der Heilung einstufen bzw. reduzieren.

Heberer sagt noch, dass es sich bei den Praktizierenden meistens um Personen handelt, die sich durch den gesellschaftlichen Wandel sozial benachteiligt fühlen. Tatsächlich ist es jedoch so, dass viele Menschen - darunter nicht wenige, die hohe soziale Positionen besitzen und sich nicht benachteiligt fühlen - Falun Gong praktizieren, weil sie erstmals bei Falun Gong das kosmische Fa, den wahren Sinn des Lebens, die Grundsätze über die Kultivierung auf hohen Ebenen und viele Geheimnisse erkannt haben. Die Zielsetzung von Falun Gong beinhaltet nicht, den Menschen „emotionale und psychische Identifizierungsmöglichkeiten“ zu bieten. 

Bei Falun Gong kultiviert man sich, um sein Karma und seine Eigensinne zu beseitigen und Tugend zu bewahren. Während dieses Prozesses hat man viel Leiden zu ertragen, um Karma abzubauen, das ist etwas ganz anderes, als der „Abbau von Frustration“ und „Unzufriedenheit“ und „Erfüllung“ einer spezifischen sozialen Funktion, wovon Heberer spricht. Herr Li schreibt in seinem Gedicht „Das Herz leiden lassen“: 

„Vollendung, Buddhafrucht erhalten

Bitternis ertragen für Freude halten

Den Körper ermüden, keine Bitternis

Das Herz kultivieren, das Schwierigste

Jeder Pass, da hindurch müssen

Überall Dämonen

Hundert Bitternisse gleichzeitig herabfallen

Dann sehen, wie er lebt

Weltliches Leiden ertragen können

Aus der Welt, Buddha werden“ 63

Wir verstehen dadurch, dass die Kultivierung nicht bedeutet, Lebensbedingen zu verbessern, es bedeutet im Gegenteil alle Leiden zu ertragen, um Karma zu begleichen. Dies hat mit der Heilung nichts zu tun. Was Heberer über solche Bewegungen oder Heilsgemeinschaften äußert, ist weit entfernt von der Kultivierung bei Falun Gong.

Heberer geht noch von anderen Aspekten aus, um die Funktion von Falun Gong zu deuten. Wir gehen darauf ein, um die Tatsachen darzustellen. 

 

Keine religiöse Bewegung

Heberer ordnet Falun Gong den Ersatzreligionen zu, es lasse sich als religiöse Revitalisierungsbewegung kennzeichnen. Diese Bewegung trete im Verlauf der gesellschaftlichen Umbrüche, in der Neuzeit und auch in Modernisierungsprozessen auf. Die Bewegung diene dazu, die durch den Wandel hervorgerufene Ungleichheit und ökonomische Ungerechtigkeit auszugleichen.    

Die Lehre von Herrn Li leitet Menschen auf hohen Ebenen an, das bedeutet, Menschen zu erlösen. Wenn einer sich bei Falun Gong kultiviert, versteht er sein richtiges Ziel. Der Ausgang der Kultivierung besteht sicherlich nicht darin, Ungleichheit und ökonomische Ungerechtigkeit zu ändern. Nicht nur Chinesen, auch Menschen auf der ganzen Welt üben Falun Gong. Der Grund für die Kultivierung von Falun Gong liegt nicht in gesellschaftlichen „Umbrüchen“ und „Modernisierungsprozessen“ in China und es ist keine „religiöse Revitalisierungsbewegung“, sondern ein eigenständiger Kultivierungsweg. 

Falun Gong wird von Heberer auch als „gnostische Bewegung“ gesehen. Der Grund sei Unzufriedenheit mit der Lebenssituation, die Welt sei von Grund auf schlecht organisiert. Die Erlösung könne von den Menschen herbeigeführt werden. Mittels religiöser Momente solle eine moralische Basis geschaffen werden, diese Basis solle die Gemeinschaft stabilisieren und die Grundlage für ein gemeinschaftliches Ordnungs- und Autoritätskonzept schaffen.

Die Menschen sind in der Menschenwelt wie in einem Nebel, sie können die Wahrheit des Kosmos nicht erkennen, diese Welt bietet den Menschen aber eine Chance, zu ihrem Ursprung, ihrem wahren Selbst zurückzukehren. Wir finden keinen Beleg, dass Herr Li sagt, dass „alle Missstände darauf zurückzuführen“ seien, dass „die Welt von Grund auf schlecht organisiert“ sei. Nach unserem Verständnis ist die Welt für die Menschen da, sie ist kein Paradies. Wenn man sich zur Kultivierung entschließt und sich dem Kultivierungsweg Falun Gong zuwendet, geht es nicht darum, die Unzufriedenheit mit der Lebenssituation usw. zu ändern. Erlösung wird von den Gottheiten durchgeführt, sicherlich nicht von den Menschen herbeigeführt. Bei Falun Gong handelt es sich nicht um Religion, sondern um Kultivierung. Es stützt sich auf das kosmische Fa, nicht auf „das Bewusstsein der Menschen und ihre innerlichgeistige Kontrolle“. Dass Herr Li das Fa verbreitet, dient zur Erlösung der Menschen, dies dient nicht der Schaffung der Grundlage für ein „gemeinschaftliches Ordnungs- und Autoritätskonzept“. Falun Gong unterscheidet sich von den Religionen. 

Falun Gong sei eine neue Religion, so Heberer. „Im Gegensatz zu den herkömmlichen Religionen versprechen sie kürzere, einfachere und schnellere Wege zur Erlösung von allen Übeln, spirituellen Elitismus“. Die Erlösung bei Falun Gong bedeutet, dass ein Mensch nicht mehr auf die Erde reinkarniert, sondern aus dem Kreislauf von Geburt, Altern, Krankheit, Sterben befreit wird. Es gibt viele Kultivierungswege, Falun Gong beruht auf dem großen kosmischen Fa und stellt  einen großen Weg dar. Man kultiviert sich in der Gesellschaft, braucht nicht in Tempel, Klöster bzw. Berge zu gehen; dieser Weg unterscheidet sich von Buddhismus und Daoismus, er ist der schwierigste, aber auch der schnellste Weg, denn man kultiviert sich in der Gesellschaft.

 

Falsche Vorstellungen

Heberer meint, „Bei Li Hongzhi findet sich auch der Einfluss thailändisch-buddhistischer Lehren“. Wir sehen, wie Herr Li es erklärt hat:

„Denkt mal nach, seit Tausenden von Jahren haben die Kultivierungsmethoden des Buddhismus jene Formen gehabt; wenn jemand etwas davon ändert, ist das dann noch der Buddhismus? Die Kultivierungsmethoden dienen dazu, sich ernsthaft zum Buddha zu kultivieren, außerdem sind sie äußerst mystisch und wundervoll; wenn man ein bisschen davon verändert, schon ist alles durcheinander. [...] Jede Schule wird von einem großen Erleuchteten geführt, und in jeder Schule haben sich auch sehr viele große Erleuchtete herauskultiviert, niemand hat es gewagt, die Kultivierungsmethoden der jeweiligen Schule leichthin zu ändern.“ 64

Wie kann Falun Gong von anderen Lehren beeinflusst werden?

Heberer meint weiter, dass Falun Gong in sozialen Umbrüchen, in der Neuzeit und in Modernisierungsprozessen auftreten würde. Aber eigentlich fanden solche Prozesse schon Anfang der 80er Jahre in China statt. Falun Gong wurde erst in den 90er Jahren verbreitet und trat aber in der Zeit auf, in der die Moral in der Gesellschaft rasant abrutschte und die Menschen keinen richtigen Maßstab mehr für das Leben hatten. Falun Gong ist keine Bewegung, um die traditionellen „Verhaltens- und Glaubensmuster“ wiederzubeleben. Es dient nicht zur Verbesserung der gegebenen Lebensbedingungen.

Die Falun Gong-Praktizierenden verstehen, dass Kultivierung bedeutet, die Xinxing zu erhöhen und Eigensinne, wie alle Begierden und schlechten Gedanken zu beseitigen; durch diesen Prozess wird der körperliche und der geistige Zustand verbessert:

„Schüler: Ihr müsst euch merken, dass wir echte Kultivierende sind. Wir sind diejenigen, die Ruhm, Reichtum und die Leidenschaft der gewöhnlichen Menschen loslassen. Was hat das soziale System mit eurer Kultivierung zu tun? Ihr könnt erst dann die Vollendung erlangen, wenn aller Eigensinn ohne Ausnahme durch die Kultivierung beseitigt ist. Ein Kultivierender wird nur eigene Arbeit gut erledigen. Er interessiert sich nicht für die Politik und die politische Macht. Sonst sind sie ganz und gar nicht meine Schüler.“ 65

Es ist nicht „eine scheinbare unpolitische Alternative zur herrschenden ‚Politik’“, sondern tatsächlich unpolitisch. 

„Aber erkennbar sind bereits Grundvorstellungen totaler Befreiung und Erlösung, die Vorstellung von einem perfekten Ich in einem perfekten Raum, sowie die Vorstellung, dass eine Zeit der Ungerechtigkeit, der Verfolgung und der Prüfung der Anhänger dem Erlösungsstadium vorausgehen“ - so HebererDiese Aussagen gehören nicht zu den Lehren von Herrn Li. Er erzählt seinen Schülern niemals, welche Vorstellungen sie über die Erlösung haben sollen. Was nun die Verfolgungvon Falun Gong und die Prüfung für seine Schüler angeht, sagte Herr Li: 

„Sie [hohe Wesen] benutzen die bösen Menschen, um mich zu verleumden und damit zu prüfen, ob die Lernenden gegenüber Dafa standhaft sind oder nicht. So sieht es eben aus. Eben habe ich gesagt, dass ich das alles nicht anerkennen kann.“ 66

Bei Falun Gong strebt man nicht nach dem „Zustand der Autonomie vom bestehenden System“, sondern man soll sich soweit wie möglich der Gesellschaft angepasst kultivieren. Herr Li sagt auch niemals etwas von der Ablehnung „westlicher Medizin“ und der „Rückkehr zu traditioneller chinesischer Medizin“:

„Können die Krankheiten im Krankenhaus geheilt werden? Ja, natürlich. Wie können die Menschen daran glauben und warum gehen sie alle ins Krankenhaus, um sich behandeln zu lassen, wenn die Krankheiten nicht im Krankenhaus geheilt werden können? Im Krankenhaus kann also geheilt werden, nur befinden sich die Heilmethoden auf der Ebene der gewöhnlichen Menschen, während jene Krankheiten jedoch außergewöhnlich und manche sogar sehr schwerwiegend sind.“ 67

„Mancher sagt, dass die heutigen Medikamente so und so wirken. Ich sage, das ist nicht unbedingt so. Die Heilkräuter aus den alten Zeiten Chinas können die Krankheiten wirklich sofort beseitigen.“ 68

Durch obige Zitate erkennen wir, dass Herr Li nicht gesagt hat, dass man auf westliche Medizin verzichten soll. Durch die Erklärungen in „Zhuan Falun“ wird deutlich, dass die Krankheit vom Karma verursacht wird. Die Behandlung mit Arzneimitteln kann die grundlegende Ursache daher nicht entfernen, sie kann nur oberflächlich heilen. Das ist nicht das Gleiche, was Heberer meint, dass „diese Mittel zu einer Schwächung der positiven Körperkräfte führten“.
 
Fortsetzung Teil 8:
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