Vorwort
Der „Arbeitskreis Religiöse Gemeinschaften“ der VELKD (Vereinigte Evangelisch-Lutherische Kirche Deutschlands) ist zuständig für den Inhalt des Handbuchs „Religiöse Gemeinschaften und Weltanschauungen“. Zum Thema Falun Gong wurde erstmals in der 5. Auflage 2000 ein Abschnitt mit der Überschrift „Falun Dafa / Falun Gong 1999“ veröffentlicht, und auch in der überarbeiteten und ergänzten Version, die als 6. Auflage 2006 erschien, wurde Falun Gong thematisiert.
Die vom „Arbeitskreis Religiöse Gemeinschaften“ der VELKD gefasste Meinung und Darstellung über Falun Gong hat Einfluss auf viele Menschen: Menschen mit christlichem Glauben und kirchliche Gemeinden, auf religionswissenschaftliche Gebiete und Religionspädagogik, auf verschiedene Einrichtungen, Institute, Arbeitskreise, Wissenschaftler, Politiker, Medien, Meinungsbildner und sonstige Leserschaft.
Er trägt somit eine große Verantwortung gegenüber den Menschen in der Gesellschaft. Seit der ersten Veröffentlichung sind bisher acht Jahre vergangen. Zu bemerken ist, dass der Inhalt und die Haltung gegenüber Falun Gong in den beiden o.g. Ausgaben identisch sind. Die Entwicklung zu einem tieferen und umfassenderen Verständnis ist nicht zu erkennen. Aus diesem Grund veröffentlichen wir nun diese Richtigstellung und möchten damit die Möglichkeit geben, tiefgehende Einblicke in Falun Gong zu erhalten und dessen wahres Antlitz zu erkennen.
I
Über Dao, Buddha und Qigong
In der Vorbemerkung des Abschnittes über Falun Gong wurden nur Taoismus und Qigong vorgestellt. Falun Gong ist jedoch eine buddhistische Schule. Wie kann es sein, dass von Buddha und dem buddhistischen System überhaupt nicht gesprochen wird? Unserer Meinung nach kann eine solche Sichtweise die Grundlage für eine glaubhafte und professionelle Darstellung nicht bilden.
Weil Falun Gong ein buddhistischer Kultivierungsweg ist, ist es wichtig zu wissen, was Buddha bedeutet. Der Begriff Buddha stammt aus der altindischen Sprache „Sanskrit“. Die abgekürzte Übersetzung ins Chinesische lautet Fo, es bedeutet ein erleuchteter Mensch. Das Ziel der Kultivierung ist Buddha und Dao, mit anderen Worten, die Erleuchtung zu erreichen. Das gilt auch für Falun Gong.
Der „Arbeitskreis Religiöse Gemeinschaften“ (Abkürzung in dieser Richtigstellung: Arbeitskreis) versteht das Wort Dao (herkömmlich als Tao übersetzt) nur als Weg und Lehre. Es enthält eigentlich in der chinesischen Sprache mehrere Bedeutungen: 1. der Weg, 2. der Daoismus, 3. das Dao, die höchste Wahrheit, von der im daoistischen System gesprochen wird, 4. der Dao, ein Mensch, der im daoistischen System die Fruchtposition erlangt hat. Der Arbeitskreis erwähnt in seiner Erläuterung über Dao nichts von der dritten und vierten Bedeutung. Gerade diese haben eine enge Verbindung mit Falun Gong, weil es sich um Kultivierung handelt.
In der chinesischen Kultur kennt man zwei große Systeme im Kosmos, nämlich das daoistische und das buddhistische. Der Daoismus und der Buddhismus gehören zum jeweiligen System und stellen dabei einen Teil des Systems dar. Vor 2.500 Jahren hatte Buddha Shakyamuni seine Lehre verbreitet und den Buddhismus gegründet. Lao Zi (Lao Tzu) hatte den Daoismus nicht selbst gegründet, sondern erst viel später, nach seinem Verlassen der Erde war die daoistische Religion entstanden. Im daoistischen System gibt es 3.600 Schulen, der Daoismus ist eine davon; im buddhistischen System gibt es 84.000 Schulen, der Buddhismus ist eine davon. Das heißt, der Daoismus ist nicht gleichzusetzen mit den verschiedenen daoistischen Kultivierungswegen, der Buddhismus ist nicht gleichzusetzen mit den verschiedenen buddhistischen Kultivierungswegen. Falun Gong ist ein buddhistischer Kultivierungsweg, es ist kein Buddhismus, auch keinesfalls Daoismus.
Der Arbeitskreis hat nur über den Daoismus, nicht über die Kultivierungswege gesprochen, das zeigt seine mangelnden Kenntnisse über das buddhistische und daoistische System und deren Kultivierungswege.
Was ist Qigong? Das ist ein Oberbegriff für alle Kultivierungsschulen wie z.B. für Falun Gong. Der Arbeitskreis erklärt Qigong als „Arbeit mit Qi“, Qi sei „Hauch“, „Lebensenergie“ oder „kosmischer Geist, der alles durchdringt und belebt“ usw. Diese Erklärung gibt nicht die ursprüngliche Bedeutung von Qigong wieder. Es ist eigentlich Kultivierung.
Was ist Kultivierung? Xiu Lian sind zwei chinesische Worte für „Kultivierung“. Sie bedeuten Veredlung von Körper und Geist, anders ausgedrückt, die Xinxing (Qualität des Herzenszustandes) erhöhen und körperliche Übungen praktizieren. Das Ziel der Kultivierung liegt darin, zur Vollendung zu kommen.
In der fünftausend Jahre alten Geschichte Chinas nimmt die Kultivierung als ein wichtiger Bestandteil der chinesischen Kultur einen wichtigen Platz ein. Verkörpert wird sie dabei durch verschiedene Glaubensrichtungen, wie z.B. der daoistischen oder buddhistischen. Es waren vielerlei Kultivierungswege vorhanden. „Huandi Neijing“ (Innere Schriften des Kaisers Huang) und „Daozhang“ (Schriften über Dao) sind die bekanntesten alten Schriften über die Kultivierung. Nach der Erklärung von Herrn Li im Buch „Zhuan Falun“ (Zhuan Falun, übersetzt von Falun Dafa Praktizierenden in Deutschland, Verlag Dexheimer, Deutschland, ISBN: 3-932273-59-1, S. 22) verstehen wir, dass der Begriff Qigong nicht in der alten Zeit und in solch alten Schriften vorkam. In der neuen Zeit wurden einfach zwei Worte Qi und Gong aus den obigen Schriften entnommen. Eigentlich ist Qigong nur eine andere Bezeichnung für Kultivierung. Der Grund dafür ist: Die alten Kultivierungswege wurden durch religiöse Faktoren eingefärbt, deren Namen von den heutigen Menschen in China unter der Kommunistischen Partei Chinas (KPCh) schwer akzeptiert werden. Also bedeutet Qigong eigentlich Kultivierung. Die Erklärung für Qigong als „Arbeit mit Qi“ ist eine sehr oberflächliche Erkenntnis.
Mit Qi ist die Energie im Kosmos gemeint, sie ist eine formlose Substanz, keinesfalls die Luft. Durch die Kultivierung wird das Qi veredelt. Das Qi wird dabei durch die Xinxing-Kultivierung zur Kultivierungsenergie umgewandelt. Die Kultivierungsenergie wird dann „Gong“ genannt. Dieses Gong ist mächtig und kann Krankheiten heilen. Außerdem können dabei übernatürliche Fähigkeiten erworben werden und die eigene Ebene erhöht werden. Also das Gong zu erlangen, ist das Wesentliche bei Qigong. Das Gong hängt von der Xinxing ab. Wie hoch die Xinxing ist, so hoch ist das Gong.
Der Arbeitskreis setzt Qigong nur mit dem Daoismus in Verbindung. Er meint, Qi sei „ein zentraler Begriff des Taoismus“. Durch die obige Erklärung verstehen wir: Qi betrifft nicht nur den Daoismus, sondern jeden Kultivierungsweg, sowohl den daoistischen als auch den buddhistischen. Man kann nicht alleine im Daoismus über Qigong sprechen.
Der Name Qigong ist im modernen China entstanden und seine wahre Bedeutung ist Kultivierung. Die folgende Behauptung des Arbeitskreises macht daher keinen Sinn: „2.500 v. Chr. wurde Qi Gong als ritueller Tanz entwickelt, mit dessen Hilfe Muskelschmerzen und Hautkrankheiten geheilt werden sollten.“ Damals gab es den Namen Qigong noch nicht und Heilung ist darüber hinaus nicht sein wahres Ziel. Außerdem hat das wahre Qigong nichts mit rituellem Tanz zu tun.
Qigong kann Krankheiten heilen, wenn man von seiner Wirkung auf der niedrigsten Ebene spricht. Qigong dient aber nicht zur Krankheitsheilung. Bei Qigong, bei der Kultivierung, steht die Erhöhung der Xinxing an erster Stelle. Der Arbeitskreis meint, dass „Arbeit mit Qi“ außer im medizinischen Bereich, noch bei Sportlern, Studenten und Soldaten eingesetzt werde. Möglich, dass es heute von manchen Menschen so „verkauft“ wird, doch hat das mit dem, was Qigong tatsächlich ist, nichts zu tun. Weil Qigong keine normale Methode ist, erfordert es im Hintergrund besondere Grundsätze, nämlich die Tugend zu kultivieren und die Xinxing zu erhöhen. Ohne dies zu beachten, wird der Begriff Qigong nur missbraucht.
Der vollständige Text als PDF-Datei:
Richtigstellung der Falun Gong-Arbeitsgruppe für Menschenrechte
Inhaltsverzeichnis Seite
Vorwort ………………………………………………...……..………….…... 3
I. Über Dao, Buddha und Qigong …………………………….….… 3
II. Falun Gong und dessen Verbreitung ……………..……….… 5
1. Was ist Falun Gong? ……………….…...……………...……………………. 5
2. Über Herrn Li Hongzhi …………………………………………………….… 6
3. Der Grund für die Verfolgung von Falun Gong ………………….…. 8
4. Verbreitung von Falun Gong …………………...……….….………….... 10
III. Über die Lehre von Falun Gong ……………………………….. 12
1. Was steht im Zentrum von Falun Gong? …..…….…………..………. 12
2. Gebot und Gebotskörper ………………………...………….......…….... 14
3. Anforderung von Herrn Li Hongzhi ……………………….………..…. 16
4. Richtiges Verständnis zu Begriffen bei Falun Gong .…….……… 18
5. Kultivierungsprozess ……………………….…..…………..…………..… 20
6. Über Falun und Falun-Symbol ……………………..…………………... 23
7. Phänomene bei der Kultivierung ……………………………………….. 25
8. Kultivierungszustände ……………………………...…………………….. 28
IV. Schlussfolgerung über Falun Gong …………………………. 31
1. Sich in der Gesellschaft kultivieren ………………...………..……….. 31
2. Forderungen an Betreuer der Übungsgruppen ….…………….…. 33
3. Eigensinne offen legen und beseitigen ……………………………... 36
Schlusswort ……………………………………………….………….….… 38
Quellenangaben …………………………………………...………..…... 40