Lyrik – Zimmerlautstärke

Von der Stille des Vorlesens,
hinein in meine Lyriknacht.
Zwischen Algorithmenflimmern
hab ich die alte Form entfacht.
Ein Buch in einer lauten Welt,
ein Fußabdruck aus Papier.
Ich suche Zeit im Augenblick,
und die Zeit findet mich hier.

Fünfzehn Jahre Worte sammeln,
Geistesblitze, still und klar.
Zimmerlaut und doch bestimmt –
ich bin mir selbst schon immer nah.

Ich schreib in Zimmerlautstärke,
mein Herz schlägt in Metaphern aus.
Such das Weiche in der Härte,
und die Wahrheit spricht heraus.
Zwischen Kaffeehausgedanken
und dem Weltschmerz unserer Zeit –
schreib ich leise, aber deutlich,
bis die Stille sich befreit.

Meine Ahnen: Goethe, Schiller,
Huchel, Kunze, Rilkes Ton.
Ihre Stimmen schwingen weiter
in der Bläue meiner Vision.
Eine Pause, blau und offen,
zwischen Tag und Dunkelheit.
Ein Moment zum Atemholen,
eine Spur von Ewigkeit.

Jedes Wort ein kleiner Aufstand,
gegen Lärm und Überfluss.
Literatur ist Notwendigkeit –
Thomas Mann wusste, warum.

Ich schreib in Zimmerlautstärke,
mein Herz schlägt in Metaphern aus.
Such das Weiche in der Härte,
und die Wahrheit spricht heraus.
Zwischen Kaffeehausgedanken
und dem Weltschmerz unserer Zeit –
schreib ich leise, aber deutlich,
bis die Stille sich befreit.

Im Park die Zwischentöne,
ein Spaziergang wird Gespräch.
Das gesprochne Wort erweitert,
was im Buch noch stiller klingt.
Flaschenpost aus tiefen Räumen,
wirft das Meer mir wieder zu:
Jedes Gedicht ein Fragezeichen,
jede Zeile macht mich neu.

Ich schreib in Zimmerlautstärke,
wo das Unsagbare wohnt.
Zwischen Zweifel und Verstehen
wird ein leiser Klang zum Ton.
Und im Rauschen dieser Gegenwart
hör ich, was der Menschheit fehlt:
Eine Sprache für das Suchende,
ein Gedicht, das weiterlebt.

Die blaue Pause trägt mich weiter,
jede Seite ein neuer Schritt.
Der Vorlesetag kommt und geht –
doch die Lyrik bleibt zurück.

S.

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